Christinas Blog

Das erste Mal

Jedes Mal, wenn sich ein/e Klient*in zum ersten Mal einen Termin mit mir ausmacht, empfinde ich eine Mischung aus großer Freude und tiefem Respekt. Unweigerlich frage ich mich, was sie/ihn wohl zu mir geführt hat, welche Geschichten dieser Mensch schon geschrieben hat. Und ebenso unweigerlich denke ich dabei an meinen ersten Termin und meine allererste Geschichte, die mich nun schlussendlich zu meinem Beruf gebracht hat. Vor etwa 10 Jahren hatte ich nicht nur eine beachtliche Sammlung an Belastungen erworben, ich konnte auch nicht mehr wegschauen, da man es an meinem Körper sehen konnte. 7kg binnen 3 Monaten in Afrika – trotz Besteigung des Kilimandscharo – und weitere 8kg trotz Ernährungsberatung. In Summe 15kg später, war ich mehr als nur verzweifelt. Gescheitert bei der Ernährungsberatung, schämte ich mich so, dass ich dort nicht mehr hin wollte. Ich meldete mich für den Vienna City Marathon an und dachte, wenn ich gezwungen wäre, nahezu täglich eine Stunde Sport zu betreiben, dann würde das alles wieder verschwinden. Das Ergebnis war, dass ich mit 82kg Kampfgewicht einen Marathon lief und mir langsam aber sicher Sorgen um meine Knochen machte. Das schlimmste allerdings war diese enorme Scham. Ich schämte mich, nicht nur für mein Aussehen, ich schämte mich für meine ganze Existenz. Was um Himmels willen, konnte ich jetzt noch tun?
Unter all diesen Trümmern überlebte allerdings eine kleine zarte Stimme, die niemals die Hoffnung aufgab: Die Hoffnung auf ein schönes, leichtes Leben.
Damals war mir nicht klar, wie das alles zusammen hing, aber eines Tages hatte ich die Nummer von jmd. in der Hand, der angeblich helfen konnte. Obwohl ich bereits Wochen auf diese Nummer gewartet hatte, brauchte ich noch drei weitere Tage mit der Nummer in der Hand, um tatsächlich ausreichend Mut aufbringen zu können, dort anzurufen. Die Angst ein weiteres Mal zu scheitern war sehr groß, noch größer war nur jene, vor dem, was alles „Rauskommen“ würde. Permanent stellte ich mir die Frage: „Was stimmt denn nicht mit mir?“ und das Blöde an genau dieser Frage ist: man findet immer etwas 😉 Das wirklich Hinterhältige dieser Fragestellung ist, dass sie schon davon ausgeht, dass etwas NICHT STIMMT. Es fördert also das Dilemma und ist meilenweit von einer Lösung entfernt. Nach über 10 Jahren Erfahrung bin ich mir nun einer Sache sicher: es STIMMT IMMER ZUSAMMEN. Egal wie schräg manche Strategien sind und was für Nebenwirkungen auftreten, im Grunde meinen wir es immer gut mit uns und wir haben es tatsächlich in der Hand, ob wir es auch so erleben 🙂

Ich erhebe also mein Glas: auf all den Mut, den es auf dieser Welt gibt, auf die vielen zarten Stimmen, die doch noch ihr Gehör finden und auf ein schönes, leichtes Leben.